Die Waldviertler Schuhwerkstatt gibt es jetzt schon seit über 35 Jahren. 1984 ging es mit rund zehn Leuten los. Eingesessene Schuherzeuger schlossen Wetten ab, wie schnell sie wieder kaputt gehen würden. Damals waren sie mit ihren zehn Mitarbeitern die kleinste Schuhfabrik Österreichs. Die großen beschäftigten damals tausend, einer sogar zweitausend Mitarbeiter. Heute, mehr als dreißig Jahre später, gehören sie mit rund sechzig MitarbeiterInnen in den lederverarbeitenden Werkstätten zu den größten Österreichs.
Der Werbeturbo durch ihren Konflikt mit der Finanzmarktaufsicht hat ihnen ungeheure Verkaufserfolge beschert, die sie mit den eigenen Werkstätten nie und nimmer erfüllen konnten. Ihre Kooperationspartner in Ungarn und Tschechien haben ihnen geholfen, der großen Nachfrage gerecht zu werden. Der große Verkaufserfolg wiederum ermöglicht ihnen ihre Lehrlingsoffensive zu finanzieren. Heute produziert Waldviertler rund 200.000 Paar Schuhe im Jahr, die vor allem in Österreich, aber auch in Deutschland und der Schweiz verkauft werden. Im Ganzen betrachtet ist diese Menge winzig, wenn man bedenkt, dass allein Deichmann in Deutschland und Österreich rund 80 Millionen Paar Schuhe im Jahr verkauft.
So gesehen gibt es viel zu tun, wenn wir zumindest einen Teil dieser Arbeitsplätze wieder zurück nach Europa bekommen wollen.
Wir produzieren Taschen, Schuhe, Möbel, betreiben eine Akademie, ein Hotel und ein Restaurant. Alles Aufgaben, die früher in einem Dorf arbeitsteilig organisiert waren. Und jetzt wo die Ortsstrukturen weitgehend kaputt sind, wollen wir Verantwortung übernehmen, unseren Lebensraum selbst zu gestalten. Das was wir hier ausprobieren, ist nicht immer leicht. Wenn es glückt, ist es wahnsinnig beglückend. Der Arbeiter in der Schuhfabrik, EDV-Experten, Kursleiter in der Akademie, Kommunikationsmenschen - sie alle agieren hier in enger Zusammenarbeit.
Gibt es auf gut österreichisch mal Brösel - also Schwierigkeiten - so kann das ziemlich anstrengend sein, weil viele unterschiedliche Aufgaben viele unterschiedliche Lösungen verlangen. Und wie es im Leben oft so ist: Die Lösung findet sich leichter im gemeinsamen Bemühen am Weg und dieses gemeinsame Bemühen zu üben ist ohnehin Teil unserer Lebensaufgabe.
So gesehen ist das was wir hier treiben, ein Laborversuch den Lebensraum »Land« attraktiv zu gestalten. Diesen Versuch halten wir für wertvoll, da das Land ohne Zweifel eine viel höhere Krisenfestigkeit hat als die Stadt. Und außerdem ist es oft schön und beglückend, der Natur so nahe zu sein.
Die Waldviertler Werkstätten GmbH in 5 Sätzen
Unser Firmensitz ist in Schrems.
Wir beschäftigen rund 300 MitarbeiterInnen.
Wir blicken auf 40 bewegte Jahre Unternehmensgeschichte zurück
Unsere Geschäftsführer heißen Heini und Pauli (Heinrich Staudinger, Paul Tritscher).
Für unsere Arbeit haben wir zahlreiche Auszeichnungen bekommen – zuletzt den Klimaschutzpreis 2017.
Unsere drei Firmengrundsätze sind:
1. SCHEISS DI NED AU'
2. BITTE SEI NED SOOO DEPPAD
3. ORIENTIER DICH AN DER LIEBE